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MPU bei wiederholtem Alkoholkonsum

Wege zur Abstinenz und kontrolliertem Trinken

Wiederholte Alkoholvergehen sind einer der häufigsten Gründe für die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU). Vor allem, wenn eine Person mehrfach unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr aufgefallen ist, wird von den Behörden oft nicht nur ein vorübergehender Führerscheinentzug verhängt, sondern auch eine MPU angeordnet. Diese Untersuchung soll klären, ob die betroffene Person ihre Fahruntüchtigkeit durch Alkoholmissbrauch in den Griff bekommen hat und ob sie sich ihrer Verantwortung im Straßenverkehr bewusst ist. Ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitung auf die MPU ist der Umgang mit dem Thema Abstinenz oder kontrolliertem Trinken. In diesem Artikel werden beide Wege beleuchtet und erklärt, wie sie erfolgreich nachgewiesen werden können.

Wann ist eine Abstinenz notwendig?

Eine vollständige Abstinenz vom Alkohol wird in der Regel gefordert, wenn jemand wiederholt mit einem hohen Promillewert im Straßenverkehr aufgefallen ist oder wenn der Gutachter den Eindruck gewinnt, dass ein problematischer Umgang mit Alkohol vorliegt. Insbesondere bei einem Promillewert von über 1,6 Promille oder bei wiederholten Trunkenheitsfahrten erwarten die Behörden in der Regel, dass die betroffene Person für einen bestimmten Zeitraum gänzlich auf Alkohol verzichtet. Dieser Verzicht muss durch regelmäßige Abstinenznachweise belegt werden, die von zertifizierten Laboren durchgeführt werden.

Diese Nachweise sind ein zentrales Element der MPU und spielen eine entscheidende Rolle dabei, den Gutachter davon zu überzeugen, dass die Person die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum zurückgewonnen hat. Abhängig von der Schwere der Vergehen kann die Abstinenz über einen Zeitraum von sechs Monaten bis zu einem Jahr gefordert werden. In dieser Zeit werden Urinproben, Bluttests oder Haaranalysen durchgeführt, um sicherzustellen, dass die betroffene Person tatsächlich abstinent bleibt.

Wie wird die Abstinenz nachgewiesen?

Die Abstinenz wird durch regelmäßige Testverfahren belegt, die in anerkannten Laboren durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Testmöglichkeiten:

  • Urinproben: Urintests sind eine häufig verwendete Methode, um den Verzicht auf Alkohol über kurze Zeiträume nachzuweisen. Dabei wird geprüft, ob innerhalb der letzten Tage oder Wochen Alkohol konsumiert wurde.

  • Bluttests: In Blutuntersuchungen kann der sogenannte CDT-Wert (Carbohydrate Deficient Transferrin) gemessen werden. Dieser Wert gibt Hinweise darauf, ob es in den letzten Wochen zu einem chronischen Alkoholkonsum gekommen ist.

  • Haaranalysen: Haarproben sind besonders gut geeignet, um den Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum nachzuweisen, da Alkoholrückstände im Haar mehrere Monate nach dem Konsum nachgewiesen werden können. Dies ist eine häufig verwendete Methode bei der MPU.

Diese Testverfahren müssen regelmäßig und lückenlos durchgeführt werden, um den Nachweis zu erbringen. Es ist wichtig, sich rechtzeitig mit einem anerkannten Labor in Verbindung zu setzen, das diese Nachweise für die MPU akzeptiert. Fehler bei der Durchführung oder lückenhafte Nachweise können das Ergebnis der MPU negativ beeinflussen.

Kontrolliertes Trinken als Alternative zur Abstinenz

Nicht in allen Fällen ist eine vollständige Abstinenz erforderlich. In manchen Fällen, insbesondere bei weniger schwerwiegenden Alkoholverstößen, kann kontrolliertes Trinken eine Alternative darstellen. Dies bedeutet, dass die betroffene Person weiterhin Alkohol konsumieren darf, jedoch in deutlich eingeschränkten Mengen und unter strikter Selbstkontrolle. Das Ziel ist es, den Alkoholkonsum auf ein gesundes und verantwortungsvolles Maß zu reduzieren, das nicht zu einer Beeinträchtigung der Fahreignung führt.

Beim kontrollierten Trinken muss der Betroffene dem Gutachter nachweisen, dass er in der Lage ist, seinen Alkoholkonsum zu steuern und sich verantwortungsvoll zu verhalten. Dies erfordert eine genaue Selbstbeobachtung und eine konsequente Einhaltung der vereinbarten Regeln, wie etwa eine maximale Anzahl von alkoholischen Getränken pro Woche oder den vollständigen Verzicht auf Alkohol in bestimmten Situationen (z. B. vor dem Führen eines Fahrzeugs).

Wie wird kontrolliertes Trinken nachgewiesen?

Im Gegensatz zur Abstinenz ist der Nachweis von kontrolliertem Trinken weniger klar definiert, da es hier keine Laborwerte gibt, die das Trinkverhalten direkt überprüfen können. Stattdessen liegt der Fokus auf der Selbstreflexion und der Dokumentation des Trinkverhaltens. Betroffene, die kontrolliert trinken, sollten ein Trinktagebuch führen, in dem sie detailliert festhalten, wie viel und wann sie Alkohol konsumiert haben. Auch Bescheinigungen über den Besuch von Selbsthilfegruppen oder speziellen Programmen zum kontrollierten Trinken können dabei helfen, den Gutachter zu überzeugen.

Ein MPU-Berater oder Therapeut kann dabei unterstützen, den richtigen Weg zum kontrollierten Trinken zu finden und diesen im Gespräch mit dem Gutachter glaubhaft darzustellen.

Therapeutische Unterstützung bei Abstinenz oder kontrolliertem Trinken

Sowohl der Weg zur Abstinenz als auch zum kontrollierten Trinken kann eine Herausforderung sein. Viele Betroffene unterschätzen, wie schwierig es ist, das eigene Trinkverhalten zu ändern. Therapeutische Unterstützung kann in beiden Fällen hilfreich sein. Eine Therapie hilft nicht nur dabei, die Ursachen des Alkoholmissbrauchs zu erkennen, sondern auch, die nötigen Werkzeuge zu erlernen, um langfristig abstinent zu bleiben oder den Alkoholkonsum unter Kontrolle zu halten.

Therapieprogramme, die auf den Umgang mit Sucht und problematischem Trinkverhalten spezialisiert sind, können wertvolle Hilfe leisten. Auch Selbsthilfegruppen bieten eine gute Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Unterstützung auf dem Weg zur MPU zu erhalten.

 

Ob Abstinenz oder kontrolliertes Trinken – beide Wege erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Alkoholkonsum und eine gründliche Vorbereitung auf die MPU. Wer sich frühzeitig über die erforderlichen Nachweise informiert, therapeutische Unterstützung in Anspruch nimmt und sein Trinkverhalten glaubhaft ändert, hat gute Chancen, die MPU erfolgreich zu bestehen. Wichtig ist, dass der gewählte Weg authentisch ist und zu den individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen passt. Eine professionelle MPU-Beratung kann dabei helfen, den richtigen Weg zu finden und sich optimal auf die Untersuchung vorzubereiten.

Hinweis:
Dieser Artikel gibt einen allgemeinen Überblick über die MPU-Vorbereitung und ersetzt keine individuelle Beratung.
Wenn Sie spezifische Fragen haben oder weitere Unterstützung benötigen, können Sie gerne einen Termin bei mir buchen.